Das Schicksal der Juden im Kreis Olpe

Von Dieter Tröps

Das Pallottinerkloster im Osterseifen, in dem wir uns zur Gedenkveranstaltung an die Judenverfolgung durch das NS‑Regime am 9./10. November 1938, dem Scheitelpunkt des Wegs zur „Endlösung“, zusammengefunden haben und dessen Bewohner nur 2½ Jahre nach diesen Vorgängen von den Nationalsozialisten ebenfalls verfolgt wurden, ist eine der wenigen Stätten im Kreis Olpe, die sich für eine solche Gedenkveranstaltung aufgrund ihrer Geschichte eignen.

Ein Rollkommando der Geheimen Staatspolizeistelle Dortmund (als Gestapo bekannt) überfiel in den frühen Morgenstunden des 19. Juni 1941 dieses Gebäude; die Patres wurden zusammen getrieben und aus Westfalen ausgewiesen, das Gebäude selbst beschlagnahmt. Die Patres konnten erst nach Kriegsende 1945 zurückkehren.

Nicht zurückgekommen sind in ihre Heimat, den Kreis Olpe, bis auf eine Ausnahme, jene 80 Mitbürger jüdischen Glaubensbekenntnisses, die entweder der grausamen Tötungsmaschinerie der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind oder ihr durch ihre Flucht ins Ausland, meist nach Übersee noch rechtzeitig entgehen konnten. Das Schicksal dieser Menschen soll im Mittelpunkt dieser Veranstaltung stehen, die das heutige Datum zum Anlass nimmt, sich mit der jüngsten deutschen Geschichte kritisch auseinanderzusetzen.

Die Ausarbeitung dieses Themas ist fast ausschließlich an den zur Verfügung stehenden schriftlichen Quellen orientiert. Natürlich ist die Darstellung unvollständig, weil, bis auf wenige Dokumente, nur Aussagen von staatlichen Stellen und beteiligten deutschen Zeitzeugen vorliegen.

Schilderungen der Vorgänge des 9./10. Novembers 1938 von direkt Betroffenen sind z. Zt. noch nicht vorhanden. Dennoch wird selbst in dieser Begrenzung Allgemeines der unglücklichen jüdisch‑deutschen Vergangenheit sichtbar: Im Kreis Olpe erging es den Juden wie fast überall in Deutschland. Sie wurden geduldet, wirtschaftlich ausgenutzt, vertrieben, verfolgt und schließlich in den Tod getrieben. Ihre Geschichte ist auch für die Geschichte des Kreises Olpe kein Ruhmesblatt. Lassen Sie mich zum ersten Kapitel meines Vortrags kommen.

 

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