Viele der Juden des Kreises Olpe sind im Gebiet Zamosc, im Originaltext Zamosa genannt, ums Leben gekommen, d. h. ermordet worden. Der nachfolgende Text von Werner Röhr beleuchtet die dazugehörigen Hintergründe. Am bekanntesten in diesem Landstrich im damaligen Grenzgebiet zwischen Polen und der Sowjetunion ist das Konzentrationslager Lublin.

Der nachfolgende Text gehört nicht zu dem Vortrag von Dieter Tröps, er soll lediglich veranschaulichen welches Grauen die Juden erwartete die nach Osteuropa verschleppt wurden.

 

Die »Aktion Zamosc« und der "Generalplan Ost"

Der "Generalplan Ost" war die mörderischste Variante für ein "Europa unterm Hakenkreuz" und die "Aktion Zamosc" der von November 1942 bis August 1943 unternommene Versuch, den "Generalplan Ost" für die deutsche Beherrschung und Besiedlung des eroberten Osteuropa an einem Teilstück zu realisieren. Zamosc ist zum Inbegriff dafür geworden, mit welchen verbrecherischen Experimenten die deutschen Okkupanten ihre Vorherrschaft über Europa erzwingen und dazu die demographische Landkarte Europas durch Völkervernichtung, "Umvolkung" und "deutsche Besiedlung" verändern wollten.

Der Kreis Zamosc gehörte zum Verwaltungsdistrikt Lublin im "Generalgouvernement", jenem kolonialen Gebilde außerhalb jeden Völker- und Staatsrechts, das die deutschen Okkupanten nach der Annexion der industriell und landwirtschaftlich entwickelteren westpolnischen Gebiete geschaffen hatten. Nach offizieller Erklärung des Generalgouverneurs Hans Frank sollte das Generalgouvernement (GG) eine "Heimstätte des polnischen Volkes" sein – jedenfalls bis dahin.

In der Nacht vom 27. auf den 28. November 1942 begann das Polizeikommando z.b.V. (zur besonderen Verwendung) des SS- und Polizeiführers Lublin mit der "Evakuierung" des Dorfes Skierbieszów und ihm benachbarter Siedlungen im Kreis Zamosc. Die Polizei umstellte die Dörfer und trieb im Morgengrauen alle Bewohner mit Gewalt aus ihren Häusern: Männer, Frauen, Kinder, Alte und Kranke. Ihnen blieben nur wenige Minuten Zeit zur Vorbereitung, sie durften nur Handgepäck von höchstens 30 Kilogramm und 20 Zloty pro Person mitnehmen. Kein Inventar des Hofes und Hauses durfte entfernt oder zerstört, kein Vieh oder Kleinvieh geschlachtet werden. Weder Hausrat noch größere Lebensmittelvorräte konnten mitgenommen werden. Die Bewohner wurden auf dem Dorfplatz zusammen getrieben, dort ein erstes Mal selektiert und dann in das Sammellager in der Rotunde von Zamosc abtransportiert. Unmittelbar danach wurden "volksdeutsche" Ansiedler in die Höfe eingewiesen. Federführend bei den Aussiedlungen war die Sicherheitspolizei in Gestalt ihrer "Umwandererzentralstelle" (UWZ), den polizeilichen Masseneinsatz erledigte die Gendarmerie in Gestalt des "Polizeibataillons z.b.V.", außerdem waren an der "Aktion Zamosc" die SS-, die Luftwaffen- und die Heeresgarnisonen der Kreise Zamosc und Bilgoraj beteiligt.


 

In Wertungsgruppen sortiert

Diese Massenaussiedlungen unterschieden sich wesentlich von den bis dahin bekannten aus dem annektierten "Reichsgau Wartheland": Die Bevölkerung eines Ortes wurde jetzt geschlossen und auf einmal evakuiert, um sofort ein rein deutsches Siedlungsgebiet im polnischen Territorium zu schaffen. Die ausgesiedelten Familien blieben nicht beisammen, sondern wurden im Sammellager Zamosc auseinander gerissen und mit größter Brutalität nach vier Wertungsgruppen sortiert: Die arbeitsfähigen Angehörigen der Gruppen I und II wurden zur "Wiedereindeutschung" bzw. "Feinmusterung" nach Lodz geschickt. Die arbeitsfähigen Angehörigen der Gruppe III zwischen 14 und 60 Jahren kamen "ohne arbeitsunfähigen Anhang" zur Zwangsarbeit nach Deutschland. Alle Personen unter 14 und über 60 Jahre der Gruppe III wurden ohne Rücksicht auf die Familien in so genannte Rentendörfer im Generalgouvernement verfrachtet, aus denen die mehrheitlich jüdischen Bewohner in die Vernichtungsstätten abtransportiert worden waren. Tausende Kinder und alte Menschen starben an den Folgen der Gewalttätigkeit, sie erfroren, verhungerten oder kamen auf andere Weise ums Leben. Die in die Wertungsgruppe IV Eingestuften galten als kriminell oder asozial, meist, weil sie Widerstand leisteten, sie wurden direkt nach Auschwitz oder Majdanek deportiert.

Nach der anfänglichen Überrumpelung stieß die Massenaussiedlung bald auf Widerstand. Viele Bauern flohen bei Nacht aus dem Umsiedlungsgebiet in benachbarte Kreise und nahmen möglichst ihr Vieh und einen Teil des beweglichen Inventars mit. Die polnische Bevölkerung des GG unternahm große Anstrengungen, um die Kinder aus Zamosc zu retten und in polnischen Familien unterzubringen. Die UWZ konnte ihr Soll an "erfassten" Arbeitskräften schon in der ersten Woche nur zu 36 Prozent erreichen. Sehr bald ging die Massenflucht in bewaffneten Widerstand über. Um ihn zu brechen, wurde die zweite Phase der "Aktion Zamosc" ab Juni 1943 als "Pazifizierung" ganzer Dörfer durchgeführt. Sie wurden mit militärischer Gewalt "befriedet", indem die "bandenverdächtige" Bevölkerung als Basis der Partisanen erschossen, verbrannt, füsiliert oder ausgesiedelt wurde. Im Schatten der Partisanenbekämpfung ging die deutsche Ansiedlung weiter.

Im November und Dezember 1942 fanden fast täglich Aussiedlungen aus den Dörfern des Kreises Zamosc statt, aber auch aus den angrenzenden Kreisen Bilgoraj, Hrubieszów und Tomaszów Lubelski. Für jede Aktion stellte der Leiter der "Umwandererzentralstelle Litzmannstadt, Zweigstelle Zamosc", SS-Obersturmbannführer Hermann Krumey, einen "Einsatzbefehl" aus, in dem die beteiligten deutschen Kräfte und Dienststellen aufgeführt und für jedes Dorf die Sollzahl der zu exmittierenden Polen, der Sammelplatz innerhalb des Dorfes und die Fahrtroute des Trecks zum Sammellager festgelegt wurden. Die ausgesiedelten Bauern sollten auf ihrem Weg nicht der gleichzeitig herangeführten Wagenkolonne der anzusiedelnden "volksdeutschen" Kolonisten begegnen. In der Regel wurden mit jedem "Einsatz" mehrere benachbarte Dörfer geräumt, so in den ersten vier Tagen die Dörfer Skierbieszów (Hauptdorf), Liplina Nowa, Hajnowki, Zawoda, Laziska, Suchodebie, Ilowiec, Udrycze, Udrycze Kolonie, Wyslowice und Debowiec Kolonie. In der zweiten Woche wurde weitere 16 Dörfer ausgesiedelt.

Vom 27. November bis zum 31. Dezember 1942 wurden in 21 "Einsätzen" insgesamt 60 polnische Dörfer ausgesiedelt. Von deren "erfassten" 9.771 Bewohnern wurden 2.716 Personen als Gesindekräfte für die deutschen Kolonisten ausgewählt, sie verblieben zu deren Verfügung. Über 7.000 wurden in das Sammellager deportiert und dort klassifiziert: 314 Personen (4,4 Prozent) galten als "wiedereindeutschungsfähig", 285 von ihnen wurden von der UWZ nach Lodz geschickt. 5.147 Personen (73 Prozent) waren für den Arbeitseinsatz in Deutschland vorgesehen. Von ihnen wurde 1.310 sofort in vier Transporten nach Berlin deportiert und dort in der so genannte Fabrikaktion gegen die noch in der Berliner Rüstungsindustrie beschäftigten Juden ausgetauscht. 2.207 ältere Menschen über 60 Jahre bzw. Kinder unter 14 Jahren schaffte die UWZ in so genannte Rentendörfer im Kreis Garwolin im Distrikt Warschau.

910 Personen der Wertungsgruppe IV sollten nach Auschwitz bzw. Majdanek abtransportiert werden. Durch Flucht und Tod reduzierte sich die Zahl auf 644. Im Bericht des SS-Untersturmführers Kinna über den am 12. Dezember in Auschwitz eingetroffenen Transport heißt es: "Arbeitseinsatzfähigkeit bezügl. erklärte SS-Hauptsturmführer Haumeier, dass nur arbeitsfähige Polen angeliefert werden sollten, um somit möglichst jede unnütze Belastung des Lagers sowie des Zubringerverkehrs zu vermeiden. Beschränkte, Idioten, Krüppel und kranke Menschen müssen in kürzester Zeit durch Liquidation zur Entlastung des Lagers aus demselben entfernt werden. Diese Maßnahme findet aber insofern Erschwerung, da nach Anweisung des RSHA entgegen der bei den Juden angewendeten Maßnahme Polen eines natürlichen Todes sterben müssen.".

 

Sonderlaboratorium der SS

Viele Massenverbrechen der deutschen Okkupanten an den Völkern Europas hatten ein größeres Ausmaß als die "Aktion Zamosc". Doch diesem völkermörderischen Experiment kommt eine signifikante Stellung in der gewaltsamen Durchsetzung der "Neuordnung Europas" zu. Die "Aktion Zamosc" von November 1942 bis August 1943 war der erste und einzige Versuch der deutschen Faschisten, den "Generalplan Ost" auf einem Teilstück in die Tat umzusetzen. Der polnische Historiker Czeslaw Madajczyk nannte daher Zamosc ein "Sonderlaboratorium der SS".

Unter dem Namen "Generalplan Ost" firmierten Planungen verschiedener SS-Institutionen für die "Germanisierung" der bereits eroberten bzw. noch zu erobernden sowjetischen Gebiete bis zum Ural. Die beiden wichtigsten Planungszentren waren die Amtsgruppe III B des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), also der Sicherheitsdienst (SD), und die Planungshauptabteilung im Stabshauptamt des "Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums" (RKF) unter dem Agrarwissenschaftler Prof. Dr. Konrad Meyer. Im RSHA-Amt/III B, der zentralen Stelle für die gesamte Vernichtungsplanung, wurde konzeptionell und praktisch der Zusammenhang zwischen systematischem Völkermord und "Generalplanung Ost" hergestellt. Die Judenvernichtung war der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Ostplanung der SS, ihr kam im Geflecht der drei Stränge Deportation – Vernichtung – Rückdeutschung "verloren gegangen Deutschtums" und Umsiedlung "Volksdeutscher" Priorität zu, an sie knüpften alle anderen Vernichtungen "nichteindeutschungsfähiger" Bevölkerungsgruppen an.

Konrad Meyer war seit 1934 Direktor des Instituts für Ackerbau- und Landbaupolitik der Berliner Universität und im "Dritten Reich" der führende Fachmann für die Siedlungsplanung. Bereits 1939 erhielt er von Heinrich Himmler den Auftrag, für die annektierten polnischen Gebiete einen "Gesamtentwicklungsplan" zu erarbeiten. Dazu wurde er im Rang eines SS-Oberführers zum Leiter der Planungsabteilung im Stabshauptamt des "Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums" berufen, nachdem Himmler am 7. Oktober 1939 von Hitler eine Generalvollmacht zur Umgestaltung aller demographischen Verhältnisse Osteuropas erhalten hatte. Nach den Vorgaben Himmlers erarbeitete Meyer 1940 bis 1943 stufenweise "Generalpläne Ost" (GPO) – gestützt auf die Arbeiten seines eigenen Instituts und die Mitarbeit zahlreicher deutscher Geographen und Landschaftsplaner, Anthropologen und Juristen aus der von ihm geleiteten "Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforscher".

Sowenig Meyers Planungsamt die einzige SS-Dienststelle war, die "Generalpläne Ost" erarbeitete, sowenig waren die SS-"Generalpläne Ost" die einzigen Neuordnungspläne für ein vom deutschen Kapital beherrschtes Europa. Die Genese und Spezifik der verschiedenen Programme für ein "Europa unter dem Hakenkreuz" können hier nicht erörtert werden. Die "Generalpläne Ost" wurden entwickelt, als der  Völkermordpraxis bereits Millionen europäischer Juden, sowjetischer Kriegsgefangener und der Großteil der polnischen Intelligenz zum Opfer gefallen waren. Die von den SS-Ämtern betriebenen Planungen für eine "volkstumspolitisch" gestaffelte Vernichtung verliefen zwar parallel und partiell konkurrierend, waren aber miteinander verschränkt. So war der "Räumungsplan" zur "Endlösung der europäischen Judenfrage", von dem Reinhard Heydrich, Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, Teile auf der Wannseekonferenz im Januar 1942 vortrug, ein Element dieser Planungen. Die Haltung maßgeblicher Vertreter der deutschen Großindustrie und des Großgrundbesitzes zu diesen GPO-Planungen war ambivalent. So ging die sowohl von der Wehrmacht als auch von den Wirtschaftsstäben praktizierte Politik zerstörerischer Raubzüge in der besetzten Sowjetunion mit Himmlers Planern völlig konform, andererseits bevorzugten sie die annektierten polnischen Gebiete.

 

Probeaussiedlung

Zwischen dem "Hungerplan" der Wehrmachtführung, also dem von Landwirtschaftsminister Backe und Wirtschaftsgeneral Thomas ausgeheckten Plan, Dutzende Millionen Sowjetbürger verhungern zu lassen, und den Planungen des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums besteht direkte Kompatibilität. Er war schließlich die Grundlage der militärischen Operationsplanung der Wehrmacht. Außerdem hatten die zuständigen Wehrmachteinrichtungen Himmlers Planungshoheit für den Osten nach einer Übergangsphase ausdrücklich akzeptiert. Zwischen dem Vorgehen der Wehrmachtstäbe und der zentralen SS-Dienststellen hinsichtlich der deutsche Siedlungspolitik bestanden enge Wechselbeziehungen.

Der "Generalplan Ost" der RSHA-Gruppe III B von Ende 1941/Anfang 1942 ist bis heute nicht aufgefunden, seine Aussagen und Zielsetzungen sind aber durch mehrere Stellungnahmen bekannt. Wir können daher die Eckdaten anhand der Kritiken rekonstruieren. Dieser GPO sah die Ansiedlung von vier Millionen Deutschen in zehn Jahren und von mindestens zehn Millionen in 20 Jahren im Osten vor. Für die Besiedlung waren das besetzte Polen, die baltischen Länder, Weißrußland, die russischen Gebiete Shitomir, Kamenez-Podolski und Leningrad sowie die ukrainischen Winniza, Dneprbogen und die Krim vorgesehen. Von den dort lebenden 45 Millionen Menschen galten 31 Millionen als »rassisch unerwünscht«. 80 bis 85 Prozent aller Polen, d.h. 15 bis 20 Millionen Menschen, waren nach Sibirien "auszusiedeln" und sollten dort verhungern, die restliche polnische Bevölkerung zur Hälfte liquidiert und zur Hälfte "eingedeutscht" werden.

Bereits zwei Tage nach dem Überfall auf die UdSSR am 22. Juni 1941 hatte der Reichsführer SS Heinrich Himmler dem Leiter des Planungsamtes im Stabshauptamt des "Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums", Prof. Konrad Meyer, den Auftrag gegeben, einen Gesamtplan der Besiedlung im Osten zu erarbeiten. Meyer hatte die erste Fassung am 15. Juli 1941 vorgelegt und Himmler hatte sofort reagiert und am 20. Juli 1941 bei einem Besuch in Lublin angeordnet, "ein Großsiedlungsgebiet in den deutschen Kolonien bei Zamosc" zu schaffen. Es sollte zwischen den einzudeutschenden annektierten polnischen Gebieten und den künftig von Deutschen zu besiedelnden Teilen der UdSSR eine "deutsche Volksbrücke" herstellen. Tatsächlich ließ der SS- und Polizeiführer im Distrikt Lublin, Odilo Globocnik, im November 1941 eine Probeaussiedlung vornehmen: Sieben Dörfer im Kreise Zamosc wurden vollständig von polnischen Bauern evakuiert und an ihre Stelle "volksdeutsche" Siedler gesetzt. Die ausgesiedelten polnischen Bauern wurden an anderer Stelle des Distrikts angesiedelt. Weder die Bauern noch die Widerstandsbewegungen erkannten Funktion und Tragweite dieser Probeaussiedlung. Himmler und Globocnik werteten sie als Erfolg.

 

"Ingermanland" und "Gotengau"

Am 28. Mai 1942 übergab Meyer seinen zweiten "Generalplan Ost. Rechtliche, wirtschaftliche und räumliche Grundlagen des Ostaufbaus" an Himmler. Der polnische Forscher Czeslaw Madajczyk hat diese Fassung in den Beständen der National Archives in Washington gefunden und publiziert. Der Dokumentenfund ermöglichte eine Neubewertung der Strategien und Funktionszusammenhänge der SS-Planungen. Seither wurde die von Helmut Heiber in die Welt gesetzte Legende westdeutscher Historiker, daß es sich beim GPO um wirre Phantasiegebilde gehandelt hätte, die weiter zu untersuchen sinnlos sei, destruiert und durch gründliche Forschung abgelöst.

Dieser Plan sah vor, dass die annektierten polnischen Gebiete zu 100 Prozent "einzudeutschen" seien. Im Anschluss seien in der eroberten Sowjetunion drei "Reichsmarken" zu bilden: 1. "Ingermanland" südlich Leningrad, 2. das Narewgebiet mit Bialystok und Litauen, und 3. den "Gotengau", sprich die Krim und nördlich der Krim das Gebiet um Cherson. Diese "Marken" sollten im Laufe von 25 Jahren zu 50 Prozent "deutsch besiedelt" sein. Ein Netz von "Siedlungsstützpunkten" sollte sie miteinander verbinden, die vor allem entlang der zu bauenden Magistralen im Abstand 100 Kilometer zu schaffen seien. Meyer sah 36 "Siedlungsstützpunkte" vor, davon 14 im "Reichskommissariat Ostland" und neun im "Reichskommissariat Ukraine", jeweils von der Größe dreier Kreise. Der erste "Siedlungsstützpunkt" auf dem Wege dorthin aber sollte in Zamosc im Distrikt Lublin des Generalgouvernements entstehen. Diese "Siedlungsstützpunkte" sollten nach 25 Jahren jeweils zu 25 Prozent "eingedeutscht" sein.


In dem zu kolonialisierenden Ostgebiet sollte die einheimische Bevölkerung auf ein Zehntel "ausgedünnt" und die Kontrolle des Territoriums durch die SS wirtschaftlich und administrativ gesichert werden. Wirtschaftlich wurde das landwirtschaftliche Siedlungswesen bevorzugt, einschließlich radikaler Re-Agrarisierung etwa des industriell entwickelten Leningrader Gebietes. Das Eigentumsrecht sollte sich am Muster eines feudalen staatlichen Bodenmonopols orientieren, exekutiert vom Apparat Himmlers. Zugleich sollte die Unterordnung unter den Reichsführer SS durch dessen staatliche und Gerichtshoheit über diese Siedlungen gewährleistet werden. Dieser "Generalplan Ost" Meyers behandelte den Judenmord nicht, er setzte ihn als geschehen voraus.

Himmler hatte erhebliche Änderungswünsche, erstens wollte er, dass auch das gesamte "Generalgouvernement" sowie Estland und Lettland "total eingedeutscht" werden müssten, nicht nur als "Siedlungsstützpunkte". Zweitens wollte er Böhmen und Mähren, Elsaß-Lothringen, die Untersteiermark und Oberkrain einbezogen wissen. Drittens sollte die Frist der Eindeutschung auf 20 Jahre herabgesetzt werden. Mit dem "Gesamtsiedlungsplan" vom 23. Dezember 1942 kam Meyer Himmlers Änderungswünschen nach.

Quelle: http://gplanost.x-berg.de/pressespiegel.html

 

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